Let’s Talk Shit
Peinliche Situationen während der Geburt
Was ist für dich die peinlichste Frage oder Situation, wenn du an die Geburt denkst?
Vielleicht hat diese für dich, wie für viele Frauen, mit einem ganz natürlichen Bedürfnis zu tun, dass wir alle täglich erledigen. Nur halt normalerweise eher privat und ohne dass andere dabei sind.
Hast du auch schon gedacht:
„Oh Gott, was wenn während der Geburt Stuhl abgeht?“
Denn ja, das kann passieren. Und teilweise wird das in Vorbereitungskursen wohl gar nicht angesprochen, um dir keine Angst davor zu machen. Ehrlich gesagt, finde ich diese Vorgehensweise nicht hilfreich, denn die Wahrscheinlichkeit dass du irgendwo darüber liest oder es erzählt bekommst, ist doch recht gross. Und dann weisst du eben doch davon, aber kannst nicht darüber reden – denn die wenigsten melden sich in einem Kurs mit mehreren Teilnehmern und fragen:
„Wie ist das eigentlich mit dem Stuhlgang?“
In meinen Kursen spreche ich das Thema daher direkt an. Und am Ende ist es eigentlich immer recht lustig. Aber wenn du nicht das Glück hast, dass ich dich bei deiner Geburtsvorbereitung unterstütze, dann sag ich es dir jetzt hier:
Ja, es könnte sein, dass du während der Geburt Stuhlgang hast.
Nein, das sollte dir nicht peinlich sein.
Für die Hebammen und Geburtshelfer ist das etwas völlig Normales.
Ja, es ist ein seltsames Gefühl, dass jemand dann vielleicht die eigenen Ausscheidungen sieht. Aber es ist Teil einer normalen Geburt und im Endeffekt stellst du es dir mit Sicherheit viel schlimmer vor als es nachher wirklich ist.
Und damit du mir das nicht einfach nur glauben musst, habe ich in einem meiner letzten Newsletter meine Leserinnen gefragt, wie sie diese Situation denn während der Geburt erlebt haben:
„Meine Erfahrung zu dem Thema:
Ich konnte meinen Darm gut vor der Geburt entleeren. Da ich eine eingeleitete Geburt hatte und stationär aufgenommen wurde, bin ich täglich danach gefragt worden. Die Pflegerinnen und Hebammen meinten, ich könnte eine Spülung bekommen, wenn der Darm sich nicht von selbst entleert. Als ich dann Durchfall bekam, wusste ich, dass die Geburt nicht mehr lange auf sich warten lässt. Während der Geburt hatte ich einmal das Gefühl dringend auf Toilette zu müssen, aber die Hebammen meinten der Darm ist leer und wenn was kommen würde – so what – das gehört zur Geburt dazu. Ich persönlich finde es ist etwas das die Gesellschaft uns einredet und was uns Frauen während der Geburt geistig hemmt und wir daher nicht ganz frei sein können während der Geburt. Generell ist es leider so, dass wir Frauen uns über das Thema Geburt sehr wenig austauschen und wenn dann kommen die meisten mit irgendwelchen Horrorgeschichten.
Ich hatte vor 20 Wochen eine wunderschöne Geburt, auch wenn nicht alles so war und gelaufen ist, wie ich es mir gewünscht hätte. Dank HypnoBirthing hatte ich eine ganz tolle Geburt und freue mich jetzt schon auf die nächste Schwangerschaft und Geburt, wenn es dann soweit ist.“
„Genauso hatte ich auch vor der Geburt etwas Angst. Was ist wenn ich Stuhlgang habe etc.
Und man macht sich so verrückt im Kopf.
Ich hatte mir am Tag der Geburtswehen einen Einlauf gewünscht. Das war für mich toll und ich fühlte mich erleichtert.
Und die Geburt meines Sohnes war dann im Wasser in der Badewanne. Ganz eine wunderbare Geburt. Ein zauberhaftes Erlebnis.“
Diese Worte unterstreichen was ich selber bei vier Geburten erlebt habe – während der Geburt ist es eigentlich kein Thema mehr. Man macht sich halt nur vorher verrückt. Und damit du mir auch wirklich glaubst, dass es für die Geburtshelfer wirklich ganz und gar kein Problem ist, eventuell mit deinen Ausscheidungen konfrontiert zu werden, habe ich extra für dich eine Hebamme gefragt, wie sie das erlebt:
„Für mich als Hebamme ist das überhaupt nichts Schlimmes, sondern im Gegenteil eigentlich etwas Gutes und völlig Normales, denn es bedeutet, dass das Kind gut nach unten rutscht, tief ins Becken rein, wo es hingehört, damit die Geburt gut voran geht.
Man könnte also fast sagen, dass eine Hebamme sich eher freut, wenn das passiert 🙂„
Ist es nicht wunderschön, das zu lesen?
Fühlst du dich jetzt bezüglich dieses Themas ein wenig befreiter?
Zumindest im Hinblick auf die Hebamme, brauchst du dir also wirklich keine Sorgen machen. Denn die freut sich, wenn es passiert.
Aber da ist ja oft noch jemand im Raum – nämlich der zukünftige Papa. Und darum geht es in der folgenden Erfahrung:
„Frauen machen kein grosses Geschäft!
Ich erlebe es so gut wie in jedem Kurs, dass dieses intime Thema oft in den Köpfen der werdenden Mamas herum kreist und sie einfach nicht wissen, wie sie darüber sprechen sollen. Denn darüber spricht man nicht und schon gar nicht Frau! Die Rede ist vom Stuhlgang bei der Geburt. Ich höre ein kurzes Durchatmen bei den Frauen, sobald ich das Tabuthema anspreche. In unserer Vorstellung ist oft ein Bild, was durch Filme, Erzählungen oder schlechten Witzen sich gebildet hat. Und unsere Phantasie ist grenzenlos auch bei der Vorstellung, wenn es um die Geburt und vor allem um den Stuhlgang bei der Geburt geht. Wir haben Bilder in unserem Kopf, wie sich unser Darm komplett bei der Geburt vor versammelter Mannschaft entleert und am besten noch so, dass unser Partner ALLES sieht. Wir teilen ja schon viel mit unserem Partner, aber oft ist dies das Einzige, bei dem er uns noch nicht erlebt hat. Ein Gefühl von tiefer Scham und „ich möchte im Boden versinken“ macht sich in uns breit. Denn Frauen machen ja kein grosses Geschäft. Genau, nur Feenstaub und Glitzer kommt da raus. Wo Männer sich auf der Toilette abklatschen oder sich „Respekt“ zurufen, wenn sie ihr Revier ordentlich „markiert“ haben, ist es bei den Frauen doch eher so, dass es ganz schnell gemacht wird und am besten zu Hause. Wir Frauen haben da auch andere Gesprächsthemen. Auf öffentlichen oder ausser Haus Toiletten wird gehofft, dass die Trennwände bzw. Türen ja schalldicht sind und ein Duftspray in greifbarer Nähe ist.
Ihr lieben Frauen, auch ich hatte mich darüber verrückt gemacht. Es ging mir gar nicht um die Hebamme, denn sie sieht das ja tagtäglich und was soll sie denn damit für ein Problem haben? Es ging mir in erster Linie um meinen Partner. Was macht es mit ihm, wenn er es sieht, sollte etwas mit raus kommen? Ändert das etwas an unserer Beziehung? Ist zukünftig sein erster Gedanke, wenn er mich sieht: „Sie hat bei der Geburt auf den Tisch gek….?!“
Erst einmal um Dir ein etwas anderes Bild schenken zu können, als das sich der gesamte Inhalt deines Darms bei der Geburt entleert. Oft ist es so, dass sich mit den ersten Wellen bereits der Darm entleert und je weiter sich dein Muttermund öffnet, sich diese wellenartigen Bewegungen durch deinen gesamten Körper ausbreiten und damit deinen Darm anregen und er sich mehr und mehr entleeren kann. In der Regel kannst Du noch in Ruhe auf die Toilette und Dich entspannen. Beim Höhepunkt der Geburt, wenn das Köpfchen bereits den Damm erreicht hat drückt der Kopf Reste aus dem Enddarm. Stelle Dir es so ähnlich vor, wenn du eine Zahnpastatube ausdrückst. Es sind sehr kleine Mengen, die von der Hebamme sehr diskret entfernt werden, so dass Du und Dein Partner gar nicht mit bekommst, dass sich etwas gelöst hat.
Ich hatte meinem Partner in meiner Schwangerschaft von meiner Angst erzählt. Und diese Angst konnte sich danach direkt lösen. Männer machen daraus gar nicht so ein grosse Sache, wie wir uns in unserem Frauenkopf so ausmalen. Mein Partner hat die Schultern hoch gezogen und gesagt: „Ja, und? Das ist doch nicht schlimm.“
Also Du Liebe, sprich gerne mit Deinem Partner darüber, falls Du es von ihm persönlich hören magst, dass es auch für ihn kein grosses Geschäft ist ;-)“
Das waren nun einige Inputs zu dem Thema. Wie geht es dir jetzt damit?
Bist du beruhigter?
Oder macht dir noch etwas anderes im Bezug auf Ausscheidungen Sorgen?
Schreib mir gern in den Kommentaren, was deine Gedanken zu dem Thema sind.
Und wenn dir das zu öffentlich ist, kannst du auch jederzeit eine Email an mich schicken: info@mygentleborn.ch
Ich freue mich sehr von dir zu hören!