Weihnachtszeit, Geschenkzeit – und die Liebe?
Wie man den Familienzusammenhalt stärkt – es geht auch ohne teure Geschenke!
Die Adventszeit ist hier, unmissverständlich! Vielleicht warst du – wie ich – kürzlich mit deinem Kind im weihnachtlich geschmückten und von Spielsachen überfüllten Kaufhaus unterwegs und warst verblüfft ob der materiellen Erwartungshaltung deines Sprösslings. Das tönt dann etwa so: „Oh, das will ich auch!“, oder „Kevin hat das, warum darf ich das nicht haben“, oder noch subtiler “Du musst das ja gar nicht bezahlen, das tut doch der Nikolaus!“
Ob du Chanukka feierst oder Weihnachten, materielle Geschenke haben über die letzten Jahre leider immer mehr Platz eingenommen. Manchmal kommt’s mir vor, als ginge es in diesen Tagen bloss noch ums Geschenke kaufen. Mit der Post flattern seit Anfang November Geschenkkataloge ins Haus , zumeist auf die Kinder zugeschnitten mit allem möglichen an Spielzeugen auf farbigen Seiten gedruckt. Und die Marketingabteilungen der Spielwarenanbieter warten mit immer fieseren Methoden auf, um sicher zu stellen, dass unsere Kinder uns mit Sicherheit im Ohr liegen mit all ihren suggerierten Wünschen. Einen dieser Prospekte fand ich besonders gerissen: hinten drin ein Bogen mit Aufklebern aller im Prospekt abgebildeten Spielsachen, damit diese dann direkt auf den Wunschzettel geklebt werden können. In meiner Kindheit setzten wir uns noch hin und schrieben Briefe an Grosseltern und Paten mit Beschreibungen und gezeichneten Illustrationen unserer Wünsche!!!
Mein Sohn zeigte mir kürzlich ein Bild eines Porsche-Autos von LEGO Technik – kostet ja bloss 320 Franken. Einfach nur absurd, dass wir uns in Zeiten humanitärer Krisen in der ganzen Welt mit solchen Sinnlosigkeiten herumschlagen müssen. Als Mutter von 4 Kindern weiss ich, wie schwierig aber auch wichtig es ist, TEURE Geschenke aus dem Fokus der Feiertage zu nehmen.
Vielmehr soll es in diesen Tagen doch darum gehen, dankbar zu sein, den Familiensinn zu schärfen und füreinander da zu sein. Die Familie soll spüren was gegenseitige Liebe und Zuneigung bedeutet, warum es hier nicht „nur“ um Materielles geht, sondern um Grosszügigkeit und Spenden an Menschen in Not. Besser noch: persönliches Engagement in der Unterstützung bedürftiger Mitmenschen.
Wenn ich der Geschenkwut nicht bewusst entgegentrete, werden meine Kinder mit Geschenken zugeschüttet. Sie werden so viele Dinge erhalten, dass sie nicht einmal mehr wissen, ob sie sich darüber freuen sollen oder nicht. Später werden sie damit vielleicht zwei oder drei mal spielen, bevor ein Spielzeug nach dem anderen unberührt liegen bleibt und alsbald in den Katakomben der Schränke und Kommoden im Kinderzimmer endgelagert wird.
Die Kinder sind hier nicht die Schuldigen. Vielmehr sind wir Erwachsene es, welche unseren Kindern, Enkeln, oder Patenkindern mit Geschenken zeigen wollen, wie gerne wir sie haben. Natürlich will ich mir nicht anmassen, das Handeln oder die persönlichen Ansichten und Überzeugungen anderer Leute zu kritisieren oder ändern zu wollen. Ich will aber in meinem eigenen Gärtlein wischen, die Geschenkflut in meiner eigenen Familie eindämmen und meinen Kindern beibringen, worum es bei den Feiertagen geht. Natürlich soll die Freude am Schenken dabei nicht komplett verloren gehen.
Ist uns die wahre Bedeutung der Feiertage für immer abhanden gekommen?
Natürlich nicht! Allerdings scheint mir das Schenken zu sehr konzentriert auf Geld und materielle Werte. Der mit Schenken verbundene eigentliche Ausdruck von Liebe, Dankbarkeit, und gegenseitiger Wertschätzung scheint mir zunehmends in der Geschenkflut unterzugehen. Falls du dieses Empfinden teilst, mach dir keine Sorgen – du hast es in der Hand! Einige kleine Dinge umzustellen kann Wunder bewirken, ohne dabei deine Kinder zu enttäuschen! Mir selber ist bewusst, dass auch ich nicht komplett umhin kommen werde, Geschenke zu machen oder zu erhalten, was ja auch etwas Wunderschönes ist. Das ist auch nicht meine Absicht. Mir geht es viel mehr um eine Rückbesinnung auf die Werte und Traditionen der Feiertage, und wie wir uns als Familie dabei näher kommen können – nicht beschränkt auf diese Jahreszeit natürlich, aber die Feiertage als Startpunkt für viel Neues und Schönes als Familie im vor uns liegenden Jahr.
“Wenn wir die Hoffnung haben, eine gewaltfreie Welt zu schaffen, in der Respekt und Güte an die Stelle von Angst und Hass treten… Dann müssen wir damit beginnen, wie wir uns am Anfang des Lebens behandeln. Denn hier werden die tiefsten Muster geprägt. Aus diesen Wurzeln erwachsen Angst und Entfremdung… – oder Liebe und Vertrauen.“
Alles beginnt bei der Geburt – weil es darauf ankommt wie wir gebären
Als ich mir überlegte, wie ich den Zusammenhalt in meiner eigenen Familie über die Feiertage stärken könnte, stiess ich auf obiges Zitat, welches mich zu einigen Gedanken über die Geburt anregte – denn die Geburt ist ein ganz wichtiger Moment im Leben eines Menschen. Hier werden viele Weichen gestellt. Wenn du die Geburt deines Babys positiv und ruhig angehst, schenkst du deinem Kind den bestmöglichen Start ins Leben. Wenn du während Schwangerschaft und Geburt Ruhe findest, so wird es auch dein Baby tun. Wenn du aber gestresst bist … na ja, du kannst es dir ja wahrscheinlich schon ausmalen. Dieselben „einfachen“ Regeln gelten übrigens auch für die Zeit nach der Geburt.
Bei der Geburt geht es weder um Wissenschaft, noch um Ärzte oder Hebammen. Es geht um deine Familie. Vielleicht hast du die Erfahrung bereits gemacht oder wirst diese bald machen: Die Verbindung zu deiner eigenen Familie wird mit der Geburt deines Babys weiter gestärkt und ausgebaut. (Natürlich gibt’s hier noch viele andere Dinge, welche den Familienzusammenhalt stärken können.)
Ich wünsche dir für die kommenden Feiertage, und über die Feiertage hinaus, dass sich deine Familie mehr denn je verbunden fühlt in stets wachsender Zuneigung und gegenseitigem Respekt!
Anbei einige Anstösse und Ideen dazu.
Wie du mit deinem Baby eine Beziehung aufbauen kannst
- Reduziere deine Verpflichtungen auf ein Mimimum. (Meine persönliche Regel lautet: Nicht mehr als einen Termin pro Tag.)
- Sei einfach für dein Baby da, schaue ihm zu, wenn es ruhig ist und seine Umwelt beobachtet.
- Spiele mit deinem Baby, z.B. „Gugus-Dada“, oder mime die Laute und Gesichtsausdrücke deines Babys nach.
- Singe deinem Baby vor, egal ob du singen kannst oder nicht. Dein Baby will einfach deine Stimme hören.
- Lese deinem Baby von Beginn weg vor – Bilderbücher, Anfühlbücher, etc.
- Halte dein Baby oft, denn Babies brauchen Nähe und wollen getragen werden.
- Lass deinen Partner einige Rituale übernehmen, z.B. ein Bad geben oder die Gutenacht-Geschichte vorlesen. Mache nicht die ganze Arbeit, sondern gib auch deinem Partner die Möglichkeit, eine Verbindung zum Baby aufzubauen. Das verschafft dir gleichzeitig etwas Zeit für dich selber – profitiere davon!
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Wie du mit deiner Familie eine Beziehung aufbauen kannst
- Führt eine neue Feiertagstradition ein.
- Schaltet mal all eure elektronischen Geräte aus und spielt als Familie ein Brett- oder Kartenspiel Spiel (z.B. Eile-mit-Weile, Monopoly, Uno, etc.).
- Kocht und esst gemeinsam wenn immer möglich.
- Meldet euch für einen gemeinsamen Kurs an (z.B. Yoga für Mutter & Tochter / Baby, Taekwondo für Vater & Sohn, Tanzkurs mit dem Partner, etc).
- Plant euren nächsten gemeinsamen Urlaub, bindet eure Kinder in Entscheidungen mit ein.
- Renoviert das Kinderzimmer gemeinsam mit euren Kindern, lasst die Kinder die Wand streichen oder die Tapeten runterreissen.
- Beantwortet gemeinsam Fragen, indem ihr zusammen im Internet recherchiert.
- Lest euren Kindern vor, oder lasst eure Kinder vorlesen sobald sie dazu im Stande sind.
- Nehmt euch einen Babysitter und plant einen Abend alleine – nur ihr zu zweit.
- Schenkt Aktivitäten und Abenteuer anstelle von Gegenständen, z.B. einen Besuch an ein Konzert, im Theater, oder Zoo, einen Ausflug, einen Skitag, etc.
- Kauft eine Gurke, Gesichtsmaske und Badesalz, und geniesst einen Wellnesstag zuhause.
- Schaut euch gemeinsam ein Familienalbum an
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„Bei der Geburt geht es weder um Wissenschaft, noch um Ärzte oder Hebammen. Es geht um dich und deine Familie.“
Beschenke dich dieses Jahr mit Dankbarkeit und Respekt
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten um euren Familienzusammenhalt zu stärken. Die neuste X-box oder LEGO Erfindung sind dabei wohl nicht die effizientesten. Ich persönlich glaube, dass wir unseren Kindern das schönste Geschenk machen können, wenn wir sie Dankbarkeit und Respekt auf natürliche Art und Weise spüren lassen. Ich bin überzeugt, dass wir damit eine Generation von reiferen Menschen heranwachsen lassen, welche rücksichts- und respektvoller miteinander umgehen werden. Vielleicht halten mich da einige für eine Träumerin – ich bin es aber gerne.
Damit wünsche ich dir ganz besinnliche und friedliche Feiertage. Geniesse deine Familie und erfreue dich an all den kleinen Dingen, welche sie in dein Leben bringen.